EFSA Health Claims Leitfaden: Zulässige Gesundheitsangaben & richtige Dosierungen in der EU

EFSA Health Claims Leitfaden: Zulässige Gesundheitsangaben & richtige Dosierungen in der EU

EFSA Health Claims Leitfaden: Zulässige Gesundheitsangaben & richtige Dosierungen in der EU

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum die Aussagen auf Nahrungsergänzungsmitteln oder gesunden Lebensmitteln oft so spezifisch und manchmal fast schon zurückhaltend formuliert sind? Hinter diesen Formulierungen steckt ein durchdachtes System, das uns alle schützt und für Klarheit im Dschungel der Gesundheitsversprechen sorgt. Herzlich willkommen in der Welt der EFSA Health Claims!

In der Europäischen Union ist streng geregelt, welche gesundheitsbezogenen Aussagen über ein Lebensmittel oder einen Inhaltsstoff getroffen werden dürfen. Der Grund dafür ist einfach: Verbraucherschutz. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die wichtige Aufgabe, sicherzustellen, dass jede gesundheitsbezogene Angabe, die Sie auf einem Produkt finden, wissenschaftlich fundiert und nicht irreführend ist.

Unser Ziel ist es, Ihnen dieses komplexe Thema so einfach und verständlich wie möglich zu erklären. Dieser Leitfaden soll Ihnen helfen, die Regeln zu verstehen, Vertrauen in Produkte aufzubauen und als Hersteller oder Händler rechtssicher und transparent zu kommunizieren. Denn die EFSA-Vorgaben sind kein Hindernis, sondern eine große Chance, Vertrauen und Qualität zu beweisen.

Was sind Health Claims überhaupt?

Ein Health Claim, oder eine gesundheitsbezogene Angabe, ist jede Aussage, die einen Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel oder einem seiner Inhaltsstoffe und der Gesundheit herstellt. Diese Regeln sind in der EU-Verordnung (EG) Nr. 1924/2006, der sogenannten „Health Claims Verordnung“, klar definiert.

Es ist wichtig, zwischen zwei Arten von Angaben zu unterscheiden:

1. Nährwertbezogene Angaben: Diese beschreiben den Nährstoffgehalt eines Produkts. Sie sind oft einfacher und direkter.

  • Beispiel: „Reich an Vitamin C“, „Hoher Ballaststoffgehalt“, „Zuckerfrei“.
    Diese Angaben sind erlaubt, wenn das Produkt bestimmte, gesetzlich definierte Kriterien erfüllt (z. B. eine bestimmte Menge des Nährstoffs enthält).

2. Gesundheitsbezogene Angaben (Health Claims): Diese gehen einen Schritt weiter und stellen eine Verbindung zwischen dem Nährstoff und einer Funktion im Körper her. Sie beschreiben, was der Nährstoff tut.

  • Beispiel: „Vitamin C trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei.“
    Hier wird nicht nur gesagt, dass Vitamin C enthalten ist, sondern auch, welche positive Rolle es für die Gesundheit spielt. Genau diese Aussagen werden von der EFSA streng geprüft und reguliert.

Die verschiedenen Arten von Health Claims

Die EU unterscheidet hauptsächlich drei Kategorien von gesundheitsbezogenen Angaben, die alle unterschiedliche wissenschaftliche Anforderungen erfüllen müssen.

1. Allgemeine, funktionsbezogene Angaben (Artikel 13)

Dies ist die häufigste Art von Health Claim. Diese Aussagen beschreiben die Rolle eines Nährstoffs für das Wachstum, die Entwicklung und die Funktionen des Körpers. Sie basieren auf allgemein anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Praktisch alle Claims für Vitamine und Mineralstoffe fallen in diese Kategorie.

  • Beispiel: „Vitamin D trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei.“
  • Beispiel: „Magnesium trägt zu einer normalen Muskelfunktion bei.“
  • Beispiel: „Eisen trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.“

2. Angaben zur Reduzierung eines Krankheitsrisikos (Artikel 14)

Diese Claims sind deutlich seltener und müssen ein noch strengeres wissenschaftliches Prüfverfahren durchlaufen. Sie besagen, dass der Verzehr eines Lebensmittels oder eines Inhaltsstoffs einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Krankheit signifikant senken kann.

  • Beispiel: „Pflanzensterine und Pflanzenstanole tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut bei.“
    Hier wird ein direkter Zusammenhang mit einem bekannten Risikofaktor (Cholesterin) für Herzerkrankungen hergestellt.

3. Angaben zur Entwicklung und Gesundheit von Kindern (Artikel 14)

Diese Kategorie bezieht sich speziell auf die Bedürfnisse von Kindern. Auch hier sind die wissenschaftlichen Anforderungen sehr hoch.

  • Beispiel: „Vitamin D wird für ein gesundes Wachstum und eine gesunde Entwicklung der Knochen bei Kindern benötigt.“
  • Beispiel: „Eisen trägt zu einer normalen kognitiven Entwicklung von Kindern bei.“

Die EFSA-Datenbank: Ihr Wegweiser für zugelassene Claims

Wie findet man nun heraus, welche Aussagen erlaubt sind? Die EFSA stellt dafür eine öffentliche Datenbank zur Verfügung: das EU-Register der nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben. Dieses Register ist die einzig verbindliche Quelle für alle zugelassenen und abgelehnten Claims in der EU.

So nutzen Sie die Datenbank:

  1. Besuchen Sie die Website des EU-Registers.
  2. Geben Sie in das Suchfeld den Nährstoff ein, der Sie interessiert (z. B. „Vitamin C“ oder „Zink“).
  3. Die Datenbank listet alle geprüften Claims für diesen Nährstoff auf. Achten Sie auf den Status: „Authorised“ (zugelassen) ist das, was Sie suchen.

Wichtig: Nur der exakte Wortlaut des zugelassenen Claims oder eine Formulierung, die für den Verbraucher dieselbe Bedeutung hat, darf verwendet werden. Jede Abweichung oder Übertreibung ist unzulässig. Es ist nicht erlaubt, eigene gesundheitsbezogene Aussagen zu erfinden, auch wenn sie wissenschaftlich plausibel erscheinen.

Beispiele aus der Datenbank:

  • Zink: „Zink trägt zur Erhaltung normaler Haut, Haare und Nägel bei.“
  • Omega-3 (DHA): „DHA trägt zur Erhaltung einer normalen Gehirnfunktion bei.“
  • Calcium: „Calcium wird für die Erhaltung normaler Zähne benötigt.“

Dosierungen & Bedingungen: Wann darf ein Claim verwendet werden?

Ein zugelassener Health Claim darf nicht einfach so verwendet werden. Es gibt eine wichtige Bedingung: Das Produkt muss eine signifikante Menge des Nährstoffs enthalten. Aber was ist „signifikant“?

Die EU-Verordnung legt fest, dass ein Produkt für die meisten Vitamine und Mineralstoffe mindestens 15 % des Nährstoffbezugswertes (NRV) pro Tagesdosis enthalten muss. Der NRV (Nutrient Reference Value) ist der EU-weit festgelegte Referenzwert für die tägliche Zufuhr eines Nährstoffs.

Schauen wir uns das an ein paar praktischen Beispielen an:

Beispiel Vitamin C:

  • NRV für Vitamin C: 80 mg
  • Mindestmenge für Claim: 15 % von 80 mg = 12 mg
  • Fazit: Ein Nahrungsergänzungsmittel, dessen empfohlene Tagesdosis mindestens 12 mg Vitamin C enthält, darf einen zugelassenen Health Claim für Vitamin C verwenden (z. B. „Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.“).

Beispiel Vitamin D:

  • NRV für Vitamin D: 5 µg
  • Mindestmenge für Claim: 15 % von 5 µg = 0,75 µg
  • Fazit: Ein Produkt, das pro Tagesdosis mindestens 0,75 µg Vitamin D liefert, darf den Claim „Vitamin D trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei“ nutzen.

Beispiel Zink:

  • NRV für Zink: 10 mg
  • Mindestmenge für Claim: 15 % von 10 mg = 1,5 mg
  • Fazit: Ab 1,5 mg Zink pro Tagesdosis ist die Verwendung eines zugelassenen Zink-Claims erlaubt, wie z. B. „Zink trägt zur Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels im Blut bei.“

Diese Regelung stellt sicher, dass gesundheitsbezogene Aussagen nur für Produkte getroffen werden, die auch einen relevanten Beitrag zur Nährstoffversorgung leisten.

Beispiele aus der Praxis: So geht es richtig (und falsch)

Die korrekte Anwendung von Health Claims ist entscheidend für die rechtssichere Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln und gesunden Lebensmitteln.

Positivbeispiel:
Eine Supplement-Marke bringt ein Vitamin-C-Produkt mit 500 mg pro Kapsel auf den Markt. Die empfohlene Tagesdosis ist eine Kapsel.

  • Produkttext (konform): „Unser hochdosiertes Vitamin C liefert 500 mg pro Kapsel. Vitamin C trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems und zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.“
  • Warum es richtig ist: Die Dosierung (500 mg) übersteigt bei weitem die Mindestmenge von 12 mg. Es werden ausschließlich exakte, von der EFSA zugelassene Formulierungen verwendet.

Negativbeispiel (verboten):
Dieselbe Marke möchte ihr Produkt noch attraktiver machen.

  • Produkttext (nicht konform): „Unser hochdosiertes Vitamin C ist der ultimative Booster für Ihr Immunsystem und heilt Erkältungen in Rekordzeit. Verhindern Sie Grippe mit unserer einzigartigen Formel!“
  • Warum es falsch ist:
    • Krankheitsbezug: Aussagen wie „heilt Erkältungen“ oder „verhindert Grippe“ sind streng verboten. Health Claims dürfen sich nur auf die Aufrechterhaltung der Gesundheit beziehen, nicht auf die Heilung oder Prävention von Krankheiten.
    • Übertreibung: Begriffe wie „ultimativer Booster“ oder „einzigartige Formel“ können als irreführend gewertet werden, wenn sie nicht belegt sind.
    • Nicht zugelassener Claim: Die Aussage ist nicht im EU-Register zu finden.

Strafen & Risiken bei Verstößen

Die Verwendung unzulässiger Health Claims ist kein Kavaliersdelikt. Die Konsequenzen können für Hersteller und Händler erheblich sein.

  • Wettbewerbsrechtliche Abmahnungen: Konkurrenten oder Verbraucherschutzverbände können Unternehmen abmahnen. Dies ist oft mit hohen Kosten für Anwälte und Unterlassungserklärungen verbunden.
  • Behördliche Maßnahmen: Die zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden können Bußgelder verhängen, die je nach Schwere des Verstoßes empfindlich hoch ausfallen können.
  • Rückruf von Produkten: Im schlimmsten Fall kann die Behörde anordnen, dass Produkte vom Markt genommen werden müssen, wenn sie als nicht verkehrsfähig eingestuft werden.
  • Imageschaden: Falsche Gesundheitsversprechen untergraben das Vertrauen der Kunden und können dem Ruf einer Marke nachhaltig schaden.

Tipps für Hersteller & Händler

Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein und das Vertrauen Ihrer Kunden zu gewinnen, sollten Sie folgende Punkte beherzigen:

  1. Immer zugelassene Claims verwenden: Recherchieren Sie ausschließlich in der offiziellen EFSA-Datenbank. Verlassen Sie sich nicht auf Aussagen von anderen Websites oder Mitbewerbern.
  2. Korrekte Dosierung sicherstellen: Prüfen Sie, ob Ihre empfohlene Tagesdosis die Mindestmenge (meist 15 % NRV) für den jeweiligen Nährstoff erfüllt.
  3. Keine Krankheitsversprechen machen: Vermeiden Sie jeglichen Bezug zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten. Das ist die rote Linie, die niemals überschritten werden darf.
  4. Datenbank regelmäßig prüfen: Die Liste der Claims wird gelegentlich aktualisiert. Es lohnt sich, auf dem Laufenden zu bleiben.
  5. Klar und transparent sein: Konzentrieren Sie sich auf die wissenschaftlich belegten Vorteile und kommunizieren Sie diese ehrlich. Ihre Kunden werden diese Transparenz zu schätzen wissen.

Fazit: Vertrauen durch Transparenz

Die EFSA Health Claims Verordnung mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, doch sie ist eine immense Chance für die gesamte Branche. Sie schafft eine klare, faire und wissenschaftlich fundierte Grundlage, die unseriöse Anbieter vom Markt verdrängt und das Vertrauen der Verbraucher in hochwertige Produkte stärkt.

Für Hersteller und Marken bedeutet die korrekte Nutzung von Health Claims nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch ein Bekenntnis zu Qualität und Transparenz. Es ist ein starkes Signal an Ihre Kunden: „Wir stehen hinter unserem Produkt, und unsere Aussagen sind wissenschaftlich belegt.“ Nutzen Sie diese Chance, um sich als vertrauenswürdiger Partner für die Gesundheit Ihrer Kunden zu positionieren.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Health Claim?

Ein Health Claim (gesundheitsbezogene Angabe) ist jede Aussage, die einen Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel oder einem seiner Inhaltsstoffe und der Gesundheit herstellt. Beispiel: „Calcium trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei.“

Wie finde ich zugelassene Health Claims?

Alle in der EU zugelassenen Health Claims finden Sie im offiziellen EU-Register der nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben. Dies ist die einzig verbindliche Quelle.

Welche Mindestmengen müssen für einen Claim enthalten sein?

Für die meisten Vitamine und Mineralstoffe muss ein Produkt mindestens 15 % des Nährstoffbezugswertes (NRV) pro empfohlener Tagesdosis enthalten, damit ein entsprechender Health Claim verwendet werden darf.

Was passiert bei falschen oder unzulässigen Claims?

Die Verwendung falscher Claims kann zu teuren Abmahnungen durch Konkurrenten oder Verbraucherschützer, zu Bußgeldern durch Behörden und im schlimmsten Fall zu einem Verkaufsverbot des Produkts führen.

Dürfen Blogs und redaktionelle Inhalte auch Health Claims nutzen?

Ja, auch in redaktionellen Inhalten wie Blogartikeln oder Social-Media-Posts müssen die Regeln der Health Claims Verordnung beachtet werden, wenn diese Inhalte der Verkaufsförderung eines Produkts dienen. Es dürfen auch hier keine Krankheitsversprechen gemacht und nur zugelassene Claims verwendet werden

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